Antioxidanzien

von Reiner Semmel

Antioxidantien sind verschiedene organische Verbindungen, die in der Lage sind, freie Radikale abzufangen und zu neutralisieren. Auf diese Weise reduzieren sie den oxidativen Stress in den Zellen.

Freie Radikale

Freie Radikale sind geladene Teilchen, die besonders reaktiv und bindungsfreudig sind. Ihr Bindungsbestreben ist so stark, dass es bestehende Verbindungen innerhalb und zwischen den Zellen zerstören und so zu Schäden führen kann. Häufig entsteht durch das Aufbrechen einer Verbindung durch ein freies Radikal eine Kettenreaktion, weil der vorherige Bindungspartner als neues freies Radikal zurückbleibt. Besonders anfällig in dieser Hinsicht sind die DNA im Zellkern und die komplexen Zellmembranen. Hier wiegen Beschädigungen außerdem besonders schwer:

  • DNA-Schäden können zum Absterben der ganzen Zelle führen.
  • Bestimmte DNA-Schäden begünstigen das Entstehen von entarteten Zellen und Krebs.
  • Reaktionen freier Radikale mit cholesterinreichen Lipoproteinen in den Blutgefäßen begünstigen die Entstehung von Arteriosklerose.
  • Schäden durch freie Radikale könnten auch an der Entstehung von Alzheimer oder Diabetes mellitus beteiligt sein.

Auslöser von oxidativem Stress

Zur Entstehung von oxidativem Stress und freien Radikalen tragen verschiedene Faktoren bei, darunter:

  • UV-Strahlung durch Sonnenlicht
  • Energiereiche Strahlung beim Röntgen oder auf Flugreisen
  • Luftverschmutzung und Giftstoffe in Nahrung und Trinkwasser
  • Nikotin und Alkohol
  • Andauernder Stress
  • Körperliche Aktivität und Sport

Bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien fallen freie Radikale an. Dabei handelt es sich um einen ganz normalen Vorgang. Da beim Sport besonders viel Kohlenhydrate und Fettsäuren zu Energie umgewandelt werden, ist auch der Anfall freier Radikale erhöht.

Antioxidantien als Schutz gegen freie Radikale

Antioxidantien binden an freie Radikale und vermindern dadurch deren Reaktivität. So schützen sie andere Strukturen in den Zellen davor, zerstört zu werden. Antioxidantien werden sowohl über die Nahrung aufgenommen als auch vom Körper selbst gebildet.

Körpereigene Schutzmechanismen gegen freie Radikale

Auslöser für die verstärkte Produktion körpereigener Antioxidantien sind freie Radikale und der damit einhergehende oxidative Stress. Zu den wichtigsten Neutralisierern in der Zelle gehören:

  • Katalasen
  • Glutathion
  • Glutathion-Peroxidasen
  • Superoxid-Dismutasen

Zur Herstellung dieser Enzyme, die Radikale neutralisieren, ist eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen essentiell. Um sie zu bilden, werden nämlich Eisen, Mangan, Selen, Kupfer und Zink benötigt.

Antioxidantien aus der Nahrung

Neben den körpereigenen Antioxidantien gibt es weitere Stoffe, die freie Radikale binden und deren Reaktivität verringern können. Viele Pflanzen und Früchte haben einen hohen Gehalt an solchen Stoffen. Dazu gehören unter anderem:

Viele natürliche Antioxidantien sind gleichzeitig Farbstoffe, die Obst und Gemüse ihre appetitlichen Farben verleihen. Wer sich möglichst bunt ernährt, ist daher meist gut mit natürlichen Radikalfängern versorgt. Gleichzeitig sind die Stoffe aber häufig anfällig gegenüber Hitzeeinwirkungen. Rohkost ist somit oft besonders reich an Antioxidantien.

Antioxidantien aus Nahrungsergänzungsmitteln

Zur Unterstützung gegen oxidativen Stress können Antioxidantien auch in großen Dosen über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Mehr ist hier aber anscheinend nicht immer besser. Mehrere Studien (zum Beispiel Ristow 2009) konnten zeigen, dass die externe Zufuhr von Antioxidantien die typischen Anpassungsprozesse an sportliche Belastungen behindern kann. Werden alle freien Radikale sofort neutralisiert, fehlen die von ihnen ausgehenden Reize als Signalgeber.

Literatur

  • DGE (2004), Die Nährstoffe, 1. Aufl., Bonn: Deutsche Gesellschaft für Ernährung
  • Dr. Feil, W. et. al. (2005), Ernährung und Training, 5. Aufl., Nürnberg: WESSP Verlag
  • Ristow, Michael et al. “Antioxidants prevent health-promoting effects of physical exercise in humans.” Proceedings of the National Academy of Sciences 106.21 (2009): 8665-8670

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