Diuretika

von Reiner Semmel
 

Diuretika sind chemisch hergestellt Medikamente oder Heilkräuter, die zu einer erhöhten Wasserausscheidung beitragen. Sie werden zur Entwässerung bei Ödemen, Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck eingesetzt.

Natürliche und künstliche Diuretika

Diuretika gibt es sowohl in Form natürlicher Pflanzenextrakte und Tees als auch als reine und damit höchst wirksame Medikamente. Einige davon sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Andere Präparate sind verschreibungspflichtig.

Natürliche Diuretika

Diuretika und ihre entwässernde Funktion haben eine lange Tradition in der Heilkunst. Sie wurden schon vor vielen hundert Jahren zur Therapie von Wassereinlagerungen und verwandten Leiden eingesetzt. Damals fanden hauptsächlich Heilpflanzen mit entwässernder Wirkung Anwendung. Zu diesen gehören zum Beispiel:

  • Acker-Schachtelhalm
  • Brennnessel
  • Goldrute
  • Birkenblätter
  • Löwenzahn
  • Hauhechel

Die Einnahme der Heilpflanzen erfolgt entweder als konzentrierter Extrakt oder in Form von aufgebrühten Tees. Ihre Wirkung beruht in den meisten Fällen auf den enthaltenen Flavonoiden und ätherischen Ölen.

Auch vielen Lebensmitteln oder Getränken wird eine entwässernde Wirkung nachgesagt. Diese ist verglichen mit der der Heilpflanzen aber weniger stark ausgeprägt. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem hohen Gehalt an Kalium. Dieser Mineralstoff hilft dem Körper, überschüssiges Wasser zu binden und mit dem Harn auszuscheiden. Zu den bekannten Vertretern entwässernder Lebensmittel gehören:

  • Ingwer und Ingwertee oder -getränke
  • Spargel
  • Gemüse: Sellerie, Gurke, Fenchel, Tomaten, Karotten
  • Reis
  • Kartoffeln

Diuretika als Arzneimittel

Zur Therapie ernsthafter Erkrankung wie Herzinsuffizienz und Bluthochdruck werden heutzutage vor allem synthetisch hergestellte Wirkstoffe verwendet. Das liegt daran, dass sie sich leichter dosieren und die Wirkung dadurch besser einstellen lässt. Außerdem arbeiten sie wesentlich effizienter als natürliche Diuretika. Je nach Angriffsort und Wirkmechanismus werden sie in drei unterschiedliche Gruppen eingeteilt:

  1. Schleifendiuretika: Furosemid, Torasemid, Bumetanid, Etacrynsäure, Pretanid
  2. Thiaziddiuretika: Hydrochlorothiazid (HCT), Chlorthalidon, Xipamid, Indapamid
  3. Kaliumsparende Diuretika: Amilorid, Triamteren, Spironolacton, Kaliumcanrenoat, Eplerenon

Funktionsweise von Diuretika

Diuretika stimulieren die Harnbildung in der Niere. Die meisten Substanzen erreichen dies, indem sie die natürliche Rückgewinnung von Wasser in den Nierentubuli hemmen. Zahlreiche Transporter für Natrium leiten das Mineral aus dem Harn in die umliegenden Zellen. Aufgrund der Osmose- und Diffusionsgesetze folgt das Wasser diesem. Durch die Hemmung des Natriumtransports wird auch die Rückgewinnung des Wassers reduziert.

Eine häufige Nebenwirkung von Diuretika sind daher aber auch Natriumverluste. In der Therapie von Ödemen und Bluthochdruck ist dieser Nebeneffekt jedoch von Vorteil und daher sogar erwünscht.

In natürlichem Zustand liegt die Rückresorptionsrate in der Niere bei etwa 99 Prozent. Daher haben schon kleinste Veränderungen einen großen Effekt. Sinkt die Wasserrückgewinnung von 99 auf 98 Prozent, verdoppelt sich die Menge des ausgeschiedenen Wassers.

Missbrauch von Diuretika im Leistungssport

Im Leistungssport werden Diuretika zur schnellen Gewichtsreduzierung missbraucht. Allerdings ist die Gewichtsabnahme nur kurzfristig und mit Leistungseinbußen und Konzentrationsstörungen verbunden. Die unkontrollierte Einnahme von Diuretika führt zu einem starken Natriumverlust. Dadurch besteht die Gefahr eines Hirnödems oder anderer schwerer Nebenwirkungen. Durch Bluteindickung steigt die Thrombosegefahr, und Mineralverluste verursachen Muskelkrämpfe. Zahlreiche Diuretika zählen zu den verbotenen Dopingsubstanzen.

Literatur

  • Prof. Dr. Neumann, G. (2003), Ernährung im Sport, Aachen: Meyer & Meyer Verlag
  • Mutschler, E., Geisslinger, G., Kroemer, H., Ruth, P., Schäfer-Korting, M. (2008), Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie, 9. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
  • Höffler, D. (1982), Diuretika-Therapie in der Praxis. Aesopus Verlag
  • Sommer, J. (1994), Präparate-Liste der Naturheilkunde, 15. Auflage, Sommer-Verlag S. 463–477
  • Krück, F. (1986), Diuretika III, Springer-Verlag, S. 57

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